Islamic Finance
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Ein kurzer Überblick

Aufsatz, Deutsch, 2 Seiten, _

Autor: Sven Adrian

Erscheinungsdatum: 2009


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Islamic Finance
Der Begriff Islamic Finance (IF) beschreibt den Versuch einer (Finanz)wirtschaftlichen Handlungsweise gemäß den Regeln und Gesetzen des Islam, welche der Shari’a (dem unabänderlichen Gesetz des Islam) und der Sunna (Überlieferungen des Propheten Mohammed) entstammen. Erstmal in Erscheinung trat IF Mitte der 70er Jahre, als die Wirtschaftskraft einiger Staaten des Nahen Ostens aufgrund steigender Erdölpreise und damit verbundener wachsender Gewinne rasant anstieg, was zu einem Streben nach weiterem Wirtschaftlichen Wachstum bei einer gleichzeitigen Loslösung vom im 19. Jahrhundert eingeführten westlichen Bankensystem führte.

Dieses Bankensystem war nach Ansicht vieler Moslems nicht mit den Islamischen Gesetzen bzgl. Wirtschaftlichen Handelns vereinbar. Diese Gesetzen verbieten zum einen das Nehmen bzw. Zahlen von Zinsen (Riba), sowie Spekulation (Gharar) was somit Geschäfte ausschließt bei denen die Ungewissheit des Ausgangs einen nicht unerheblichen teil ausmacht, sowie Glücksspiel (Maysir/Quimar) was sich im Fall der IF darauf bezieht, dass jeder Gewinnzuwachs der auf dem Verlust eines Anderen beruht als schwere Sünde anzusehen ist. Des Weiteren sind für einen Moslem Investitionen in oder Gewinne aus Firmen, die mit Alkohol, Glücksspiel, Pornografie, Prostitution oder Schweinefleisch handeln oder in irgendeiner Art in Verbindung stehen kategorisch ausgeschlossen, da diese Dinge lt. Scharia generell „Haram“ (حرام d.h. islamrechtlich verboten) sind. Auch die reine Renditeabsicht, wie sie im westlich geprägten Wirtschaftssystem verbreitet ist, ist im Islam unzulässig, da eine wirtschaftliche Betätigung auch immer einen Nutzen für die Gemeinschaft hervorbringen soll.

Die genaue Auslegung der o.g. Gesetze ist unter den Islamischen Gelehrten jedoch bis heute nicht abschließend definiert. Um diese Gesetze zu umgehen, wurden im Laufe der Zeit verschiedene IF-spezifische Instrumente entwickelt, die bei den jeweiligen Finanzinstituten einer Prüfung durch sog. „Scharia-Boards“ unterliegen.

Einige dieser speziellen Instrumente wären z.B.:

Murabaha: Die gebräuchlichste Form einer Schariakonformen Finanzierung. Hierbei kauft der Kreditgeber einen Gegenstand und verkauft ihn zu einem höheren Preis an den Kreditnehmer der später oder in Raten zahlt.

Arbun, vergleichbar mit einem Optionsgeschäft: Durch eine Anzahlung erwirbt der Anleger das Recht, einen Vermögensgegenstand zu einem späteren Zeitpunkt zu einem vorher festgelegten Preis zu kaufen. Tut er dies nicht, verliert er die Anzahlung.

Sukuk bezeichnet schariakonforme Anleihen oder Zertifikate. Hierbei erwirbt man Anteil an einer bestimmten Sache/Dienstleistung und erhält anstatt Zinsen einen Anteilsgerechten Teil der mit der Sache generierten Erträge. Eine Musharaka ist eine Kapitalbeteiligung oder eine Joint-Venture-Kommanditgesellschaft, bei der Gewinne und Verluste unter den Gesellschaftern/Anteilseigner anhand einer zuvor vereinbarten Formel, die üblicherweise an die Beteiligungsquote geknüpft ist, aufgeteilt werden.

Islamic Finance erfreute sich in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit, einerseits bedingt durch den technischen Fortschritt und somit die Vereinfachung der Zusammenstellung und Vermarktung bzw. verkauf von IF Produkten, andererseits auch durch ein Umdenken in vielen Islamischen Ländern, in denen früher das Ersparte meist nicht zur Bank gebracht sondern zu Hause „versteckt“ wurde. Auch einige westliche Kunden sind auf IF aufmerksam geworden, da IF in Zeiten der Krise mit konservativer Anlagestruktur wirbt. Auch Großbanken wie z.B. die Citybank haben IF längst in ihr Leistungsspektrum aufgenommen. Jedoch sind die Instrumente des IF unter den Islamischen Gelehrten teilweise sehr umstritten, da es meist auf der Auslegung der islamischen Schriften beruht, ob eine Anlage als „halal“ (rein) oder „haram“ (unrein) zu betrachten ist. Auch ist bei IF Anlagen meist eine geringere Rendite zu erwarten als bei „traditionellen“ Finanzanlagen. Letzen Endes unterschieden sich die meisten Scharia-konformen Finanzdienstleistungen bzgl. der Renditeerwartung im Verhältnis zum Risiko nicht wesentlich von westlich orientierten Finanzprodukten.

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