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Die Klimakrise drängt: Ein Blick auf den Stand der Forschung

 

Dass der menschengemachte Klimawandel stattfindet, ist bereits seit Jahrzehnten bekannt. Dennoch rückte das Thema lange Zeit in den Hintergrund, weil andere Probleme scheinbar mehr Dringlichkeit hatten. Das änderte sich in den letzten Jahren, denn schon längst sind die weitreichenden Auswirkungen der Klimakatastrophe vielerorts deutlich zu spüren. 

Mit Hilfe der Forschung sind Politiker weltweit auf der Suche nach potenziellen und vor allem gesellschaftlich umsetzbaren Lösungen, um die Folgen der Krise einzudämmen beziehungsweise sie zu verlangsamen. Es lohnt sich deshalb ein Blick auf den aktuellen Stand der Forschung und die Frage, welche Möglichkeiten es gibt – als Gemeinschaft und als Individuum. 

Aktuelle und zukünfige Klimaveränderungen

Fakt ist, dass sich die Erdatmosphäre übermäßig sowie in einem so schnellen Ausmaß erwärmt, dass es sich um keine natürliche Entwicklung handelt. Stattdessen wurden die Treibhausgasemissionen als Ursache entlarvt, die bereits seit den 1950ern zu großen Klimaveränderungen führen – Tendenz weiter steigend. 

Schon heute lassen sich Veränderungen im Wetter und eine Zunahme der Häufigkeit von Extremereignissen beobachten. Diese werden in naher Zukunft merklich zunehmen, diesbezüglich sind sich die Forscher einig. 

Das Klima wird somit nicht nur insgesamt wärmer, sondern auch mit Starkregen, Wirbelstürmen, Hitzewellen und anderen Wetterextremen muss zunehmend gerechnet werden. Das gilt für alle Regionen gleichermaßen, auch wenn sich die Klimakatastrophe mancherorts früher und stärker bemerkbar macht:

 

  • Die Wirbelstürme in Honduras haben an Häufigkeit sowie Schwere zugenommen. Rund 50 Prozent der Bevölkerungkonnten dadurch zeitweise nicht ausreichend ernährt werden. Erschwerend hinzu kommen anhaltende Dürreperioden und wirtschaftliche Schwierigkeiten durch Ernteausfälle.
  • In den Polarregionen schmilzt das Eis von Jahr zu Jahr. Dadurch sind einige Tierarten vom Aussterben bedroht und der Meeresspiegel steigt global an. Aber noch weitere Auswirkungen sind weltweit zu spüren, zum Beispiel droht der Golfstrom zu versiegen.
  • Der Anstieg des Meeresspiegels ist für einige Inseln existenzbedrohend. Die Malediven oder Seychellen zum Beispiel könnten schon in wenigen Jahrzehnten größtenteils unter Wasser liegen und unbewohnbar sein.
  • Somalia erlebte in den vergangenen Jahren gleich mehrere Trockenperioden, die zu einer verheerenden Nahrungsmittelknappheit geführt haben.
  • Rund ein Drittel der Fläche von Pakistan war bereits von Überschwemmungen betroffen und weitere Flutkatastrophen werden befürchtet.
  • Weltweit schmelzen die Gletscher in den Bergregionen. Viele sind bereits vollständig verschwunden, andere wird es nur noch wenige Jahre geben. Das zieht verschiedene Folgen nach sich, von Problemen mit der Wasserversorgung über seismische Ereignisse bis hin zur Gefahr, dass sich in dem Eis unbekannte und gegebenenfalls gefährliche Viren befinden könnten.
  • Sturzfluten in Afghantistan kosteten in den Jahren 2019 und 2022 hunderte Menschen das Leben. Gleichzeitig leidet das Land regelmäßig unter Dürreperioden sowie Überschwemmungen.
  • In der Sahelzone erwärmen sich die Temperaturen überdurchschnittlich schnell. Die Wüste weitet sich aus; es kommt zu Dürre und Überschwemmungen im Wechsel. Dadurch sinken die landwirtschaftlichen Erträge und rund 30 Millionen Menschen in der Region sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Diese Liste, wie sich die Klimakatastrophe schon jetzt in verschiedenen Regionen auswirkt, könnte noch um zahlreiche Beispiele ergänzt werden. Oft reicht es allerdings schon aus, einen Blick in die eigene Region zu werfen, um dort Veränderungen beim Wetter, der Landschaft & Co zu entdecken, die der Klimakrise geschuldet sind. 

Sie sind erst der Anfang, sind sich die Forscher einig, denn sie befürchten vielfältige Kettenreaktionen. Dadurch könnte die Klimakatastrophe unaufhaltsam werden und sich selbst verstärken. Sie sprechen daher von sogenannten Kipppunkten und sobald diese überschritten sind, lässt sich der Effekt nicht mehr stoppen. Das Problem an der Sache ist: Diese Kipppunkte werden teilweise schon in Kürze erreicht; einige Wissenschaftler gehen sogar davon aus, dass manche von ihnen bereits überschritten wurden. 

Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es?

In der Theorie ist die Lösung für das Problem simpel: Die Emission von Treibhausgasen in die Atmosphäre muss beendet werden. In der Praxis erscheint diese Aufgabe jedoch beinahe unmöglich, schließlich findet dieser Ausstoß bei unzähligen Prozessen statt, die nicht aus dem privaten sowie wirtschaftlichen Alltag wegzudenken sind. 

Es braucht deshalb Alternativen, um diese Emissionen zu reduzieren oder – besser noch – vollständig zu eliminieren, ohne dass grundlegende Bedürfnisse wie Wasser, Nahrungsmittel, Strom, Heizung oder Mobilität gefährdet werden. 

Die Forschung widmet sich daher längst nicht nur der Frage, welche Ursachen die Klimakatastrophe hat und welche jetzt sowie in Zukunft ihre Folgen sind, sondern auch jener nach den Lösungsmöglichkeiten. Diesbezüglich gibt es einige Projekte:

  • Geothermische Energie könnte die Lösung sein, um in Zukuft die Energiegewinnung in ausreichendem Maß und  dennoch emissionsfrei zu gewährleisten. Das älteste geothermische Kraftwerk wurde bereits im Jahr 1904 in Italien in Betrieb genommen, mittlerweile gibt es diese in 20 Ländern der Welt. Auch in Deutschland soll die Erdwärme daher in Zukunft besser genutzt werden. Dafür hat das Bundeswirtschaftsministerium ein Projekt gestartet, um die Potenziale der Geothermie zu untersuchen und zu nutzen. Nach der Konsultationsphase soll es weitere, konkretere Geothermieprojekte geben, um das Ziel zu erreichen, bis zum Jahr 2030 mindestens die Hälfte der Wärme klimaneutral zu erzeugen.
     
  • Düngen mit Künstlicher Intelligenz (KI), diese Idee wird derzeit mit einem Schweizer Projekt verfolgt. Die KI kommt hierbei zum Einsatz, um bessere Ergebnisse bei geringerem Ressourceneinsatz zu erreichen. Denn insbesondere Lachgas gilt als 300-mal so schädlich wie andere Treibhausgase und ist somit eine große Belastung für das Klima. Ziel des Projektes ist es daher, den Einsatz von Düngemitteln, Fungiziden, Herbiziden und Pestiziden um bis zu 95 Prozent zu senken, indem ein Traktor mit intelligentem Aufbau zum Einsatz kommt. Dieser wird bereits in mehreren Ländern testweise genutzt.
     
  • Energieeffiziente Stadtquartiere haben das Ziel, in urbanen Gebieten den Energieverbrauch zu minimieren sowie klimafreundlich(er) zu gestalten. Reallabore, wie es sie beispielsweise in Kaiserslautern gibt, dienen dabei als lebensechtes Versuchsobjekt, um verschiedene Fragestellungen zu klären und realistische Konzepte für die Zukunft zu entwickeln. Ansätze, die hierbei ausgetestet werden, sind zum Beispiel eine smarte Verkehrsinfrastruktur, erneuerbare Energien, digitale Technologien oder emissionsarme Wärmenetze, die zu einem ganzheitlichen Konzept zusammengesetzt werden sollen, um dann auch flächendeckend zum Einsatz zu kommen.

Weitere interessante Forschungsprojekte experimentieren mit Solarautos, der Stahlherstellung mit Wasserstoff, dem Recycling von Kunststoffen, Wellenkraftwerken, kompostierbaren Textilien oder Sandbatterien. 

An Ideen mangelt es somit nicht, doch viele von ihnen sind noch nicht alltagstauglich und können somit auch noch keinen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leisten. Zudem machen die Beispiele deutlich, dass es nicht die eine Lösung im Kampf gegen die Klimakrise gibt, sondern dass auf vielen Ebenen angesetzt werden muss, damit sich alle Teile wie ein Puzzle zusammenfügen. 

Es ist daher neben den großen Ideen für innovative Lösungen auch wichtig, dass jeder Einzelne einen Beitrag durch simple Maßnahmen wie die Einsparung von Energie im Alltag leistet.

 

Ausblick in die Zukunft 

Der aktuelle Stand der Forschung macht zwar Hoffnung und lässt viel Kreativität im Umgang mit der Klimakatastrophe erkennen. Allerdings drängt die Zeit sehr. Es ist deshalb wichtig, weiter mit Nachdruck nach Lösungen zu suchen und auch als Einzelner aktiv zu werden. Das Stichwort Energieeffizienz ist somit für jedes Unternehmen als auch für jede Privatperson ein zentrales Thema.

Ebenso gilt es, die Mobilität klimafreundlich(er) zu gestalten, beim Einkauf auf die Klimabilanz der Waren zu achten, Müll zu reduzieren, möglichst auf tierische Lebensmittel zu verzichten und weitere einfache, aber effektive Maßnahmen zu ergreifen, um die Klimakatastrophe bestmöglich einzudämmen. Je alltäglicher das Thema wird, desto größer wird das Verständnis und das Engagement in der Bevölkerung. Dadurch steigt der Druck auf die Politik und die Chance, dass es doch noch rechtzeitig die dringend notwendigen Lösungen auf globaler Ebene geben wird, um die verheerenden Folgen der Klimakrise zu verhindern.

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